Da ich sehr schlecht geschlafen habe, konnte ich auch um 5.30 Uhr mit den
anderen Aufstehen. Im Zug wurde extrem geheizt. Dazu kam, das wir in der Nacht
die 4000m Höhenmarke überschritten haben. Ob es nun die Höhe oder die Wärme
war, warum ich nicht schlafen konnte, läßt sich nicht sagen. Die leichten
Kopfschmerzen sind auf jeden Fall der Höhe zu verdanken.
Aber die Landschaft entschädigt dafür. Um 5.30 Uhr war es schon hell genug, zum
fotografieren, obwohl die Sonne noch nicht aufgegangen war. Fast alle
Passagiere standen an den Fenstern des Zuges und fotografierten oder sahen sich
die Landschaft einfach nur an. So ein riesiges Hochplateau von Bergen umgeben.
Kein Baum, kein Strauch und kein Mensch zu sehen. Ein Paar Tier (Yaks, Schafe,
Gemsen, Kühe, Pferde) und Strommasten waren schon zu sehen. Dann zeigte sich
auch die Sonne. Sie kam langsam über eine der Bergkuppen zum Vorschein. Da war
es schon 7.00 Uhr. So konnte man sich auf die Morgentoilette und auf das
Frühstück vorbereiten.
Im Zug kam in regelmäßigen Abständen immer eine Frau durch und wollte was
verkaufen. Sie ging den Zug einmal von vorn nach hinten durch und kam dann
zurück. Man konnte also immer eine Weile überlegen. So gab es Getränke,
Fertiggerichte und 5 Min. Terrinen. Morgens, Mittags und Abends kam sie aber
auch mit warmen Essen. Dieses gab es in einer Plasteassiette. Zum Frühstück sah
ich gestern 1 Ei, 1 Teigtasche, Reissuppe und Gemüse mit Nüssen oder so. Das
hatte sie heute auch dabei. Als sie bei uns vorbei war, habe ich Vivien
gefragt, ob sie mir auf dem Rückweg dieser Frau, mal helfen kann. Ich will
keine Reissuppe, sondern 2 Teigtaschen zum gleichen Preis. Reissuppe mit
Stäbchen im Zug essen, wollte ich nicht. Die Verkäuferin fragte nochmal nach,
ob wirklich keine Reissuppe, dann gab sie ne zweite Teigtasche raus. So hatte
ich ein trockenes aber leckeres Frühstück.
Dann wurden wir auf den Höhepunkt unserer Fahrt vorbereitet. Der Tanggula Pass
ist der höchste Punkt unserer Fahrt. Er ist mit 5072 m auch die höchste
Bahnstrecke der Welt. Es wurde auch noch auf die extra Sauerstoffdüsen
aufmerksam gemacht, falls es jemand schlecht gehen sollte. Es war schon
beeindruckend, wenn man so sieht, das um einen herum kaum noch höhere Berge zu
sehen sind. Ein Haltepunkt ist zwar kurz vor dem Pass, wir haben dort aber
nicht gehalten. Dann war es Zeit erstmal wieder schlafen zu gehen. Wir fuhren
so auf 4600 m Höhe weiter.
Da weckte mich ein Nachbar. Wir kamen am Cuona Lake vorbei, der höchste
Trinkwassersee, der von dem Schmelzwasser der umliegenden Berge gespeist wird.
Ebenso stammt von hier das Wasser, was die 4 längsten Flüsse Asiens bildet.
Wir hatten dann um kurz nach 12.00 Uhr noch einen Haltepunkt. Naqu heißt der
Punkt und liegt auf 4513 m Höhe. Leider konnte ich dort nicht mit aussteigen,
da es nur wenige schafften sich an der Schaffnerin vorbei zu drängeln. Da kam
dann die Bahnpolizei und scheute sie zurück in den Zug.
So kamen wir kurz vor 17.00 Uhr in Lhasa an. Vom Zug aus hatten wir schon einen
Blick auf den Potala Palace. Der Bahnhof in Lhasa ist, so finde ich, eine
Nummer zu groß geraten. Auf dem Bahnsteig 1 könnte man ein Fußballfeld aufbauen
und würde keinen Passagier stören. Das ganze Objekt wird militärisch bewacht.
So ging ich zum Ausgang raus und keiner da mit nem Zettel und meinem Namen. Ich
habe erstmal gewartet, ob da noch jemand kommt. Langsam waren aber alle
Passagiere des Zuges an mir vorbei. Da bin ich dann mal mitgegangen. Und dann
konnte man sehen, das der ganze Bahnhof nochmal abgesperrt ist. So warteten
alle an dieser Grenze auf ihre Zugreisenden. Und da stand ein Tibeter mit
meinem Namen. Er brachte mich in ein Hotel, in der Nähe des Potala Palace.
Leider wird hier auch gerade die Straße erneuert. Da reise ich um die halbe
Welt um den Bauarbeiten in Jena (Neugasse) zu entgehen und da buddeln die hier
auch. Von 8.30 Uhr bis 20.30 Uhr wackelt hier das Hotel. Es ist allerdings
extrem warm in Lhasa. Auf 3600 m Höhe haben wir mind. 30°C. Da wird dann
bestimmt nicht gebaut. Nachts kühlt es dafür angenehm ab. Ich habe erstmal 3
Tage Zeit mich an die Höhe zu gewöhnen. Danach werden alle wichtigen Sachen
besichtigt. Am 30.06. geht es dann in die nächste Unterkunft.
Da mir die Höhe schon zu schaffen machte und ich vor Kopfschmerzen und kribbeln
in den Armen nicht schlafen konnte, gab es dann noch Fußball WM Deutschland :
Ghana 1:0.